KUNST_FILM_TAGE

10. und 11. November

Gastkurator: Joachim Smetschka (Kunstuniversität Linz)
Special Guest: Birthe Blauth

In Kooperation mit KulturKlub Rosenheim e. V. und Kunstuniversität Linz

Projektteam: Dr. Olena Balun und Philipp Stähle
Besonderer Dank gilt Julia Hauch, Marion Berger und Michael Fakesch

Eintritt: Mitglieder KV und KulturKlub 3 Euro / Nichtmitglieder 5 Euro

Der Kunstverein Rosenheim e. V. veranstaltet 2023 zum achten Mal die Kunstfilmtage Rosenheim. Der Gastkurator ist Joachim Smetschka, ein österreichischer Künstler, dessen
Schwerpunkt zeitbasierte Medien sind. Er studierte Visuelle Experimentelle Gestaltung, war Mitglied der 1996 gegründeten Ars Electronica Futurelab, wo er zahlreiche Projekte
konzipierte und kuratierte. Seit 2004 lehrt er an der Kunstuniversität Linz, wo er seit 2023 den Lehrstuhl für Zeitbasierte und Interaktive Medienkunst leitet.
Zusammen mit dem Projektteam der Kunstfilmtage hat Smetschka acht experimentelle Arbeiten der Studierenden der Kunstuniversität Linz für den ersten Programmtag ausgewählt. Es sind Kunstfilme unterschiedlicher Genres, die sich auf verschiedene Art und Weise mit dem Thema "Beziehungen" befassen, das auch das übergreifende Thema der diesjährigen Kunstfilmtage ist.

 

Freitag, 10. November, ab 19 Uhr
Filme der Studierenden der Kunstuniversität Linz

 

Ariathney Coyne und Daniela Hanelová
ESOPTRON, 2023, 11:36

Foto: Eva Stöflin

Ariathney Coyne (GR/AT) ist Neurowissenschaftlerin und Künstlerin, die an der Schnittstelle zwischen zeitgenössischem Tanz, Performance und digitaler Kunst arbeitet. In ihren multimedialen Projekten fungiert der Körper als Verbindung zwischen Abstraktion und Narration. Daniela Hanelová (CZ) ist freischaffende Tänzerin und Performerin, Choreografin und Filmemacherin. Ihre Arbeit verbindet Kenntnisse aus Ballett und zeitgenössischem Tanz mit ihrer Leidenschaft für Surrealismus und alternative Theaterformen.

ESOPTRON, Altgriechisch für Spiegel, ist ein experimenteller Tanzfilm. Das Projekt ist die Antwort der Künstlerinnen auf die Veränderungen, die mit der globalen Pandemie einhergingen, und erforscht Themen der Berührung, Abgeschiedenheit, Sehnsucht nach Zweisamkeit und die Notwendigkeit von Körperkontakt. Der Film folgt zwei Figuren, die sich gegenseitig spiegeln und verschiedene Aspekte einer Einheit darstellen – Schatten und Licht, Tabu und Norm.

 

Hannes Buchwieser, Julia Stang, Matthias Langer
WHO OWNS THE TRUTH, 2023, 5:30

Abb. Hannes Buchwieser

Hannes Buchwieser (*1986) ist Videokünstler und Musiker, lebt in Wien und studiert an der Kunstuniversität Linz. Er setzt sich in seinen Arbeiten mit dem Individuum im Kontext der modernen Welt und Gesellschaft auseinander.

WHO OWNS THE THRUTH ist ein experimenteller Kurzfilm, der ausschließlich mit Mikroskopie arbeitet. Er wurde im Ars Electronica Center produziert und vom nichtkommerziellen Sender DorfTV für das Ars Electronica Festival '23 ausgestrahlt. Der Text wurde von Julia Stang, einer Schauspielerin der Athanor Akademie, Passau und Matthias Langer, einem Strukturbiologen und langjährigen Kooperationspartner des Autors, vertont, dystopische Klangwelten wurden mit analogen Synthesizern produziert. Die Zuschauenden begeben sich auf eine Reise in einen Mikrokosmos, der viele Fragen aufwirft, aber keine Antwort geben will. Der ewige Mittag der Laborlampen beleuchtet die Orientierungslosigkeit der Gegenwart.

 

Friederike Weber
DAS SOCKENPAAR UND DER SOCKENDIEB, 2023, 6:16

Abb. Friederike Weber

Die in Frankfurt geborene Medienkünstlerin Friederike Weber lebt und arbeitet in Linz. Bevor sie den Studiengang Zeitbasierte und Interaktive Medienkunst in Linz angetreten ist, hat sie viele Reisen unternommen und sich dabei mit verschiedenen Kulturen und deren Körperwahrnehmung auseinandergesetzt, was zur Inspiration für ihre Arbeiten wurde.

DAS SOCKENPAAR UND DER SOCKENDIEB ist ein essayistischer Fotofilm, der als ein autobiographisches Zusammenspiel von Sprache, Bild und Text konzipiert ist. Die Arbeit reflektiert persönliche Beziehungen der Künstlerin, hinterfragt gesellschaftliche Muster und Beziehungsformen. Zudem ist es ein Anliegen der Filmemacherin, den Zuschauenden eine Möglichkeit zu geben, über eigene Beziehungen zu reflektieren.

 

Sarah Braid
HOLLADIO HODS GSOGT, 2022, 5:10

Abb. Sarah Braid

Sarah Braid (*1993) lebt und arbeitet in Wien und Oberösterreich. Sie studiert Bildende Kunst (Klasse für Malerei und Animationsfilm) an der Universität für angewandte Kunst in Wien und absolvierte ihr Bachelor-Studium für Zeitbasierte und Interaktive Medienkunst an der Kunstuniversität Linz. Seit ihrem Abschluss an der Höheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien arbeitet sie in den Bereichen Grafikdesign, Illustration und Animation. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit gesellschaftspolitischen, feministischen Themen ebenso wie mit Alltagsbeobachtungen, die sie in den Mittelpunkt stellt, indem sie den Fokus auf unscheinbare Momente lenkt. Außerdem mag sie Tauben, gerahmte Bilder an Wänden, offene Fenster, Wollsocken und Kaffeetassen, weshalb sie sehr oft in ihren Werken vorkommen.

HOLLADIO HODS GSOGT ist ein amüsanter Kurzfilm, in dem Frauen* zu Wort kommen und Stellung zu Alltagssexismus, Frauenfeindlichkeit und sexueller Belästigung beziehen. Ziel ist es, ein Bewusstsein für die Themen Catcalling und sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum und die gravierenden Auswirkungen auf die Betroffenen zu schaffen.

 

Michael Seidl
OUEST, 2020, 29:24

Abb. Michael Seidl

Michael Seidl (*1986) ist Filmschaffender und Kameramann aus Oberösterreich. Nach dem Studium Zeitbasierte und Interaktive Medienkunst an der Kunstuniversität Linz gründete er die Filmproduktion grauwerk.

OUEST. Martin kann nicht. Er konnte nicht zum Vorstellungsgespräch gehen und kann nicht ein anderes Mal hinkommen. Er kann schon lange nicht(s) mehr, kann am Telefon jetzt aber nicht erklären, warum. Kann schlecht erzählen, dass er vor ein paar Tagen einen Wohnwagen gestohlen hat und nun so tut, als wäre er dessen Besitzer. Martin kann nicht beziffern, wie schwer die Depression ist, die an seinen Füßen hängt wie Blei und auf alles in ihm drückt. Auch wenn er sich bewegt, kommt er scheinbar nicht vom Fleck. Er fährt Richtung Westen. Wohin, weiß er selbst nicht. Da trifft er auf die quirlige Autostopperin Marie und nimmt sie mit. In den paar Tagen ihres Roadtrips nähern sich die beiden an, recht nüchtern und ganz unromantisch. Aber nicht vergebens. Das (Leben) sollte man so auch einmal gesehen haben. (Quelle: Alexandra Zawia, Katalogtext in: Diagonale ‘20 - die Unvollendete)

 

Thomas Guggenberger, Shari Ehlers, Verena Aigner
UNTITLED_11, 2019, 1:30

Untitled 11, Guggenberger/Ehlers/Aigner

Thomas Guggenberger, Shari Ehlers und Verena Aigner arbeiten als künstlerisches Team an ihren filmischen Projekten. Kurzfilme, vom Dokumentarfilm bis hin zum Experimentalfilm, sind Ergebnisse dieser kollaborativen Praxis, deren zentrales Ziel im Eröffnen unterschiedlicher formaler und inhaltlicher Perspektiven liegt.

Als Performance folgt UNTITLED_11 der Logik eines Tischtennisturniers und stellt ein Spiel mit elf Punkten nach. Die übliche Spieldynamik wird dabei aufgehoben und umgekehrt, indem alle Spielelemente in ein starres Bewegungssystem eingegliedert werden. Alles Bewegliche am Tischtennisspiel ist starr. Alles Unbewegliche in Bewegung. Das Spiel gleicht dabei einem Puppentheater und überlässt die Kontrolle denjenigen, die die Abläufe von außen steuern

 

Alex Villard
LAST BREATH, 2022, 2:49

Abb. Alex Villard

Alex Villard, ein mexikanischer interdisziplinärer Künstler, lebt und arbeitet derzeit in Wien.
Er war an Großproduktionen für Panamerikanische Spiele 2011 beteiligt, gestaltete Projektionen zu Theatervorstellungen und Ballettaufführungen.

Seine Arbeit LAST BREATH ist ein immersiver Experimentalfilm, der menschliche Emotionen und Körperlichkeit erkundet und die Grenzen zwischen Kunst und Realität verschwimmen lässt.

 

Carlotta Borcherding
ENVIRONMENT, 2023, 11:00

Abb. Carlotta Borcherding

Carlotta Borcherding (1999*) ist Medienkünstlerin aus Hamburg und studiert an der Kunstuniversität Linz Zeitbasierte und Interaktive Medienkunst. Seit 2022 liegt ihr Arbeitsschwerpunkt auf Performance und Soundgestaltung.

Das Projekt ENVIRONMENT ist ein Programm, das innerhalb eines sensorischen Trackingsystems auf Interaktion und Bewegung reagiert. So sind die Ebenen Sound, Projektion und Bewegung miteinander verflochten. Das Stück erzählt von zwei Charakteren, ihrer Dynamik miteinander und der Beziehung zu ihrer Umgebung.  Die Struktur der projizierten Bilder, die den Aktions- und Interaktionsradius der zwei Performerinnen bestimmt, basiert auf einem System, das in einfachen linearen Strukturen fragmentiert ist, wobei ein statisches Umfeld zu einem organischen und lebendigen transformiert.

 

Samstag, 11, November, ab 19 Uhr
Achtung! Altersbegrenzung ab 16 Jahren

Yorgos Lanthimos
THE LOBSTER, 2015, 109:00

Yorgos Lanthimos ist ein in Griechenland geborener Regisseur, der für seine internationalen Filmproduktionen mehrfach für den Oscar nominiert wurde, als Juror des 72. Filmfestivals von Cannes berufen wurde und für seinen letzten Spielfilm „Poor Things“ den Hauptpreis – den Goldenen Löwen – beim 80. Filmfestival in Venedig erhielt.

Für seine Arbeit THE LOBSTER erhielt der Künstler den Europäischen Filmpreis und eine Oscar-Nominierung. Mit scharfer Präzision und beißendem Humor erzählt dort der Regisseur eine unkonventionelle, dunkle Geschichte über die Liebe in einer Gesellschaft der nahen Zukunft, in der ein Leben zu zweit das oberste Gebot ist. Singles werden verhaftet und in eine Anstalt namens „The Hotel“ gebracht. Dort haben sie genau 45 Tage Zeit, um einen passenden Partner zu finden. Scheitern sie, werden sie in ein Tier ihrer Wahl verwandelt und im Wald ausgesetzt. David gelingt die Flucht aus dem Hotel in den Wald, wo allerdings „The Loners“ das Sagen haben. Das Dogma ihres restriktiven Regimes ist das Alleinsein. Partnerschaften sind streng untersagt. Doch David verliebt sich in eine Frau – und verstößt damit gegen die Regeln...
Grandios besetzt mit Colin Farrell, Rachel Weisz, Lea Seydoux, John C. Reilly und Ben Whishaw.

 

An beiden Programmtagen – Special Guest Birthe Blauth
REVENANT/WIEDERGÄNGER, Mobile Sound-Licht-Installation, 2023

Foto: Birthe Blauth

Birthe Blauth lebt und arbeitet in München. Sie promovierte an der LMU München in Sinologie, Ethnolgie und Kunstgeschichte mit dem Schwerpunkt Religionsethnologie. Für ihre künstlerische Arbeit hat sie viele Auszeichnungen bekommen, z. B. den Haus der Kunst-Preis oder den Dr. Theobald Simon-Preis. Sie war Resident am renommierten International Studio & Curatorial Program in Brooklyn, New York. 2022 hat sie die Elisabethkirche in Kassel zur documenta15 mit der Installation „Poems of Pearls“ bespielt.

REVENANT. 22 Jahre nach den Ereignissen in „2001: A Space Odyssey“ und 55 Jahre nach Erscheinen des Science-Fiction-Films von Stanley Kubrick taucht der Geist des Computers HAL 9000 an verschiedenen Orten auf. Er erzählt, wie es ist, Bewusstsein und Erinnerungen zu haben, – menschliches Selbstbewusstsein. HALS Stimme – ursprünglich die von Douglas Rain – wurde mit Hilfe von KI generiert. Parallel dazu wird der Text mit rotem Licht ins Universum gemorst. Licht und Sound sind in eine Euro-Gitterbox eingesperrt. So erscheint HAL 9000 als seltsame Technikansammlung in einem Transportkäfig.