Olaf Probst

Alle Palindromschleifenzeichnungen

14. März - 20. April 2014

 

Eröffnung: Freitag, 14. März 2014, 19 Uhr
Begrüßung: Peter Weigel, Vorstand KV Rosenheim
Kurator: Bernhard Paul
Einführung: Peter T. Lenhart, Galerie Royal München

Der Künstler Olaf Probst beschäftigt sich mit dem Übergang vom Wort zu sämtlichen Formen der bildenden Kunst - seit mehreren Jahren schwerpunktmäßig innerhalb der Zeichnung und der Skulptur. Olaf Probsts künstlerisches Interesse gilt der Fragestellung, wie wir überhaupt etwas verstehen, ob wir Bilder lesen oder Bilder textlich wahrnehmen, und ob "verstehen" selbst nicht vielmehr ein Fehler ist, gespeist von der Vermutung, hinter dem Erfassten müsse sich zwangsläufig etwas anderes verbergen.

Im Kunstverein Rosenheim wird Olaf Probst eine eigens für diese Ausstellung hergestellte Boxenskulptur sowie sämtliche großformatigen Palindromschleifenzeichnungen zeigen: Pinselspuren, die aus der Nähe betrachtet, aus fein geschriebenen Palindromschleifen bestehen, deren Grauwert sich bei naher Betrachtung z. B. aus der repetitiven Buchstabenfolge des Beinahe-Palindroms "meinsniedeinsnie" zusammensetzt.

Kern der Ausstellung bilden eine Serie von Fraktalzeichnungen: sieben bekannte Zeichen verwandelt Probst in Fraktale; sie werden fraktalisiert. Mit Fraktalisieren ist die selbstidentische Fortschreibung dieser Zeichen in sich selbst gemeint. Die Fraktalzeichen sind unterschiedlicher Art und Herkunft: Das Doppelherzfraktal entstammt der Biologie, das Unendlichkeitszeichenfraktal der Mathematik, das YinYang-Fraktal der Philosophie oder Religion, das Omegalphafraktal der Symbolik und Philosophie, das Auslassungszeichenfraktal der Typografie, das Schlüssellochfigurenfraktal der Ethik und Spieltheorie und das Eiergesichtsfraktal der Biologie (Ei), Geometrie (verfehltes Oval) und Linguistik (Ellipse). Die Fraktale sind also ein Meta-Zeichen-System aus selbstähnlichen Zeichen, die Olaf Probst bis zu ihrer Unentzifferbarkeit in sie selbst hineinschreibt. Dabei verwendet der Künstler Palindromschleifen.

Im Gegensatz zum autopoietischen System mathematischer Fraktale, die sich bis in den Mikro/Makrobereich hinein unendlich oft fortschreiben, stoßen diese Fraktale hier an die materielle Grenze der Möglichkeiten der Handzeichnung. Nur im Vorstellungsraum kann der Betrachter die Zeichen in mikro- oder makroskopische Dimensionen fortsetzen.

Die Boxenskulptur 'Box Nr. 57, 2004-2014', beinhaltet die sieben Objekte und Kleinplastiken, die jeweils den sieben Fraktalzeichnungen zugeordnet sind. Probst wird sie im Laufe der Ausstellungseröffnung öffnen, erläutern und den Raum damit bestücken. Diese so genannte Boxen-zeige-Performance Nr. 18 wird die Ausstellung live vollenden.

Olaf Probst wurde 1962 in Stuttgart geboren und lebt in München. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und er erhielt zahlreiche Stipendien. Seine Arbeiten befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen.