08.& 09.11. 2024
Eine Veranstaltung des Kunstvereins Rosenheim
Projektteam: Olena Balun und Philipp Stähle
Gastkurator: Hagen Keller
Eintritt: Mitglieder KV und KulturKlub 5 Euro / Nichtmitglieder 8 Euro
Der Kunstverein Rosenheim e.V. veranstaltet 2024 zum neunten Mal die Kunstfilmtage Rosenheim. Als Gastkurator wurde Hagen Keller eingeladen, ein deutscher Regisseur, Musiker, Fotograf und Drehbuchautor. Er ist in Weimar in der DDR geboren und aufgewachsen, studierte zunächst Fremdsprachen in Leipzig und Lissabon, zog 1993 nach München, wo er das Studium an der Staatlichen Fachakademie für Fotodesign München und danach an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) abgeschlossen hatte. Seit 2001 unterrichtet er an der HFF visuelles Erzählen, Film und Fotografie mit dem Schwerpunkt Spielfilm. Dieses Genre steht nun auch im Fokus der Kunstfilmtage.
Für die beiden Programmtage hat Keller Filme von sieben Kunstschaffenden (Ella Knorz, Mykyta Gibalenko, Anna Roller, Berthold Wahjudi, Catharina Lott, Ivan Dubrovin und Anatol Schuster) ausgewählt, die entweder unmittelbar in der HFF oder in einem Bezug zur Filmhochschule entstanden sind. Wie gewohnt, werden am ersten Programmtag Kurzfilme gezeigt, für den zweiten Tag wurde die mehrfach ausgezeichnete Arbeit von Anatol Schuster „Frau Stern“ ausgewählt.
Auch dieses Jahr werden die Kunstfilmtage vom Kooperationspartner KulturKlubRosenheim unterstützt.
PROGRAMM
Freitag, 8. November 2024, ab 19 Uhr
Ella Knorz and Vivian Bausch
DREAMING BODIES
2022, 4:16 min.
Abb. © Mirko Hans
Ella Knorz
DADDY, 2023, 11:12 min.
Abb. © Leander Hartung
Ella Knorz, geboren 2000, studierte Philosophie und Literatur in Berlin und begann 2020 ein Regiestudium an der HFF München. Ihre Arbeiten wurden auf deutschen Jugendfestivals mehrfach ausgezeichnet und erforschen nicht nur das narrative Kino, sondern verbinden auch Tanz, Performance und Musik. Bei den 77. Filmfestspielen in Venedig war sie Teil der Jury in der Sektion Giornate degli autori. Vivian Bausch, geboren 1992, studierte zeitbasierte Medien an der Kunstuniversität Linz. 2020 begann sie ihr Regie- und Montagestudium an der HFF München.
Ihr gemeinsamer experimenteller Film DREAMING BODIES wurde mit künstlicher Intelligenz geschrieben und mit einer Wärmebildkamera gefilmt, basierend auf den Träumen von Vivian und Ella. Der Film DADDY von Ella Knorz ist von der Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit geprägt und erzählt mit subtilem Humor von einer Vater-Tochter-Beziehung mit einer unerwarteten Wendung im Sujet.
www.ellaknorz.com
Mykyta Gibalenko
KOKON, 2020, 13:18 min.
Abb. © Mykyta Gibalenko
Mykyta Gibalenko
I SEE THEM BLOOM, 2023, 27:00 min.
Abb. © Mykyta Gibalenko
Mykyta Gibalenko wurde 1993 in Melitopol (Ukraine) geboren, 2013 kam er in München, wo er während des Maschinenbaustudiums anfing, Kurzfilme zu drehen. Nach dem Hochschulabschluss und einem Jahr Erwerbstätigkeit als Ingenieur wechselte er seinen Beruf zum Film und arbeitete unter anderem mit der Münchner freien Theaterszene zusammen. Heute studiert Mykyta Regie an der HFF München. Sein Film KOKON zeigt eine problematische Familiengeschichte, in der eine autoritäre Mutter sich verzweifelt an den erwachsenen Sohn klammert. Metaphorisch steht der Film für einen Ausbruch aus dem postsowjetischen Lebensraum mit seiner zähen und tristen Realität. Die Arbeit I SEE THEM BLOOM ist nach dem vollumfassenden Angriffs Russlands auf die Ukraine entstanden. Er erzählt die Geschichte der Schwestern Yevgeniya und Nastya, die auf der Flucht vor dem Krieg sind und in München ankommen. In kurzen Dialogen und einer klaren Bildsprache wird die Ambivalenz ihrer Situation, die Sehnsucht nach einer Sicherheit, der Wunsch nach dem Dazugehören, auch das Sträuben dagegen in einer ruhigen und offenen Erzählweise vermittelt.
www.mykytagibalenko.com
Anna Carina Roller
DIE LETZEN KINDER IM PARADIES, 2017/18, 28:00 min.
Abb. © Kevin Nowak
Anna Carina Roller, geboren 1993, studierte 2014 2022 an der HFF München. 2019 war sie Teil der Future Frames Selektion des Internationalen Filmfestivals Karlovy Vary der European Film Promotion und wurde als Teilnehmerin des Les Arcs Talent Village ausgewählt. Ihr Film DIE LETZTEN KINDER IM PARADIES hat einen persönlichen Hintergrund und erzählt die Geschichte vom Verlust eines geliebten Menschen. Die vierzehnjährige Leah lebt mit ihrem kleinen Bruder Theo bei ihrer Großmutter abgeschieden auf dem Land. Als die alte Frau unerwartet stirbt, sind die Kinder auf einmal ganz auf sich alleine gestellt, mit der Situation überfordert und wollen an ihrer kleinen Welt um jeden Preis festhalten. Statt Hilfe zu holen, lassen sie die Großmutter im Treppenhaus liegen, schmücken ihren Körper mit kindlichem Eifer mit Blumen. Das Haus wird zu einem morbiden Paradiesgarten, das nicht ungestört bleibt.
Berthold Wahjudi
SENSIBELCHEN, 2023/24, 20:40 min.
Abb. © allergikerfilm
Berthold Wahjudi, geboren 1993 in Hamburg, studierte zunächst Art & Sciences am University College London und der University of California. Seit 2016 studierte er Regie an der HFF München. Seine Arbeiten wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter beim Bundesfestival Junger Film und den Filmkunstwochen München. In SENSIBELCHEN geht es um dysfunktionale Beziehungen zwischen heranwachsenden Männern. Benni befindet sich in dem Alter, indem an ihn der Anspruch gestellt wird, sich nicht mehr wie ein Kind sondern „wie ein Mann“ zu verhalten. Sein großer Bruder Pascal und sein Vater glauben beide, ihre eigene Männlichkeit ständig aufs Neue unter Beweis stellen zu müssen, indem sie Dominanz und Stärke projizieren. Der Film erzählt diese Dynamik der „fragilen Maskulinität“ im kleinen Rahmen eines Familiendramas.
www.bertholdwahjudi.com
Catharina Lott
FRANKY, 2023, 10:16 min.
Abb. © Catharina Lott
Catharina Lott wurde 1996 in Offenburg geboren, seit 2020 studiert sie an der HFF München. Ihre Kurzfilme gewannen bei internationalen und nationalen Filmfestivals zahlreiche Preise. So feierte ihr Kurzfilm FRANKY Premiere auf dem renommierten Max-Ophüls Filmfestival und gewann unter anderem das Filmfestival Kitzbühel. Die Hauptfigur Christie hat einen ungewöhnlichen Hund zuhause – ihren Mann, der sich dazu entschieden hat, fröhlich als Hund Franky weiterzuleben, was die Familie vor einige Herausforderungen stellt. Doch möglicherweise weicht eigenes Unverständnis der Ehefrau langsam etwas anderem
www.catharinalott.com
Ivan Dubrovin
DAS ABSTÜRZENDE LUFTSCHIFF, 2023, 13:00 min.
Abb. © Ivan Dubrovin / HFF
Ivan Dubrovin wurde 2000 in Münster geboren. 2019 hat er das Studium der Spielfilmregie an der HFF angenommen. 2020 schrieb er zusammen mit Gerhard Wisnewski das Drehbuch zum Kurzfilm DAS ABSTÜRZENDE LUFTSCHIFF, bei dem er auch selbst Regie führte. Der Film gewann auf dem BNP Paribas Green Film Festival in Polen in den Kategorien Best Narrative Film und Best Youth. Das Fantasy-Drama bringt in pittoresk-nostalgischer Bildsprache brisante und aktuelle Probleme zur Sprache. Hoch über den Wolken fliegt eine kleine Stadt, getragen von drei riesigen Ballons. Doch einer der Ballons hat ein immer größer werdendes Loch. Die Stadt sinkt – immer schneller. Doch die Bewohner versuchen die Katastrophe zu ignorieren und leben ihr Leben nach Routine weiter.
SAMSTAG, 09. NOVEMBER 2024, 19 Uhr
Anatol Schuster
FRAU STERN, 2019, 79:00 min.
Abb. © Neue Visionen Filmverleih
Anatol Schuster wurde 1985 in Darmstadt geboren. Er studierte Literatur und Philosophie in Regensburg und Avignon und widmete sich daneben auch Lyrik, Theater und Fotografie. Während des Studiums entstanden auch seine ersten experimentellen Kurzfilme. In 2009 begann er sein Regiestudium an der HFF München, wo er zahlreiche Kurzfilme realisierte. Seine Arbeiten wurden vielfach auf Festivals ausgezeichnet. Beim achtung berlin Festival erhielt FRAU STERN die Preise für den Besten Spielfilm und die Besten Schauspielerinnen sowie den Preis des Verbands der deutschen Filmkritik (VdFK).
In ihrem Leben hat Frau Stern (Ahuva Sommerfeld) nicht nur Vieles erlebt, sondern vor allem auch überlebt. Die 90-Jährige liebte viele Männer, rauchte viel, führte ein Restaurant und entkam als Jüdin den Nazis. Doch wenn sie eins gelernt hat, dann, dass Liebe ebenso eine Entscheidung ist wie auch der Tod – und genau dem sehnt die alte Frau in letzter Zeit besonders entgegen. Der Abschied aus der Welt wird ihr allerdings nicht gerade leicht gemacht: Nicht nur ihr Arzt ist ihr dabei keine Hilfe, selbst Einbrecher retten Frau Stern aus der Badewanne – und als sie sich, bereit zu sterben, auf die Gleise legt, kommen auch noch urplötzlich irgendwelche Passanten daher und helfen ihr wieder auf die Beine. Mit Hilfe ihrer Enkelin Elli (Kara Schröder) will Frau Stern ein für alle Mal kurzen Prozess machen – denn die kennt immerhin den coolsten Dealer aus Neukölln, der ihr garantiert auch eine Waffe besorgen kann. Doch selbst dieser Plan geht schief, stattdessen landet die todessehnsüchtige Frau schon bald im verrückten Freundeskreis ihrer Enkelin, in dem sie sich erstaunlich wohl fühlt.
www.anatolschuster.de