Valdrada

Valdrada

Kybernetisches Modell zweiter Ordnung

Kybernetisches Modell zweiter Ordnung

Tetrapode

Tetrapode

Stefanie Zoche

zwei mal zwei ist grün

30. April bis 28. Mai 2017

 

Eröffnung:                   Samstag, 29. April 2017, 19:00 Uhr
Begrüßung:                Peter Weigel, Vorstand Kunstverein Rosenheim
Einführung:                 Dr. Jens Soentgen: Sand – eine verwehende Materie
Veranstaltung:             Donnerstag, 18. Mai 2017, 19:00 Uhr
                                     Dr. Heinz Schütz im Gespräch mit der Künstlerin
Ausstellungsdauer:     30. April 2017  - 28. Mai 2017
Öffnungszeiten:           Do, Fr, Sa 14 - 17.30 Uhr, So 11-17.30 Uhr

 

Die Ausstellung wird gefördert durch den Kulturfonds Bayern.

 

Stefanie Zoche (1965 geboren in München) studierte von 1986-87 an der École des Beaux Arts de Perpignan, Frankreich und von 1987-90 im Middlesex Polytechnic in London. 1995-97 erhielt sie das Förderstipendium des Bayerischen Kultusministeriums. 1998 war sie Artist in Residence im Künstlerateliers Duende in Rotterdam. Darauf folgte von 1999-2000 die künstleri­sche Mitarbeit in der Klasse Rita McBride an der Akademie München. Von 1998 bis 2014 arbeitete sie mit Sabine Haubitz  (Haubitz + Zoche) zusammen.

Stefanie Zoche zeigte ihre Arbeiten in zahlreichen internationalen Galerien und Museen und entwickelte auch immer wieder Arbeiten im öffentlichen Raum und im architektonischen Kontext.

 

Zur Ausstellung:

Der Rohstoff Sand scheint unerschöpflich. Doch verschlingen heute vor allem Stahlbetonbauten, Straßenbau und Landgewinnung solche Mengen, dass Bausand zur knappen Ressource wird. Wüstensand ist für Bauzwecke ungeeignet, daher werden insbesondere im globalen Süden Strände abgetragen und Flüsse geschürft. Weltweit saugen riesige Schwimmbagger den Sand vom Meeresboden auf, wodurch das ökologische Gleichgewicht aus den Fugen gerät.

Seit drei Jahren geht die Münchner Künstlerin Stefanie Zoche verschiedenen Facetten dieses Themas nach. In raumgreifenden skulpturalen Installationen lenkt sie den Blick auf einen bislang wenig beachteten Aspekt des menschlichen Eingriffs in Geo- und Biosphäre.

 

Im Eingangsbereich der Ausstellung steht sperrig und wuchtig ein über zwei Meter großer Wellenbrecher aus Sand. Seine Einzelteile sind leicht versetzt, die vermeintliche Stabilität des Körpers droht sich aufzulösen und dabei unkontrollierbare Kräfte zu entwickeln. Wollte man diesen Tetrapoden, wie es in der Praxis üblich ist, aus Beton gießen, hätte er ein Gewicht von rund sechs Tonnen; das entspricht in etwa dem jährlichen Sandverbrauch jedes Bundesbürgers und macht somit dieses statistische Wissen physisch erfahrbar.

Die Arbeit Valdrada im zentralen Raum des Kunstvereins besteht aus tischähnlichen Podesten, auf denen Skulpturen aus Sand angeordnet sind, Readymades aus dem industriellen Sandgussverfahren, mit dem Teile von Windkrafträdern, Motoren oder anderen Maschinen hergestellt werden. Valdrada weckt Assoziationen an eine futuristische Metropole auf pfählernen Stelzen. In der skulpturalen Installation verflechten sich auf zeichenhafte, poetische Weise die Themenfelder Energiegewinnung, Mobilität, Industrialisierung und Urbanisierung, die für die Entwicklung des Anthropozäns (Bezeichnung für die aktuelle geochronologische Epoche als das „Zeitalter des Menschen“) eine wichtige Rolle spielen.

 

Für den Kunstverein Rosenheim hat Stefanie Zoche darüber hinaus eine neue Arbeit konzipiert, in der sie ihre Auseinandersetzung mit dem Thema Sand ausweitet.

Die riesigen Schwimmbagger, die Sand vom Meeresboden aufsaugen, vernichten auch Algen, Plankton und Kleinstlebewesen, die am Anfang der Nahrungsmittelkette stehen. Algen spielen auf der Erde eine enorm wichtige Rolle. Vor 2,4 Milliarden Jahren haben sie den Sauerstoffgehalt der Atmosphäre verändert und so die Grundlage für tierisches und menschliches Leben geschaffen.

 

Aus der Beschäftigung mit Algen hat Stefanie Zoche die skulpturale Installation Algenreaktor entwickelt, eine absurd anmutende Maschine, die Mikroalgen in einem geschlossenen Kreislauf durch Glasrohre pumpt. Diese führen wie ein mäanderndes Labyrinth durch den Raum und münden in einen amorphen Sandsteinfelsen, in dem sich die Pumptechnik befindet. Zwischen den Materialien – lebende Algen im Wasser, Sand und Glasrohre – entsteht eine in inhaltlicher und formaler Hinsicht spannende dynamische Beziehung.

Die Arbeit beschäftigt sich mit naturwissenschaftlichen Verfahren, bei denen einzelne Parameter isoliert betrachtet werden und dabei das systemische Ganze leicht aus dem Blickfeld gerät.

Zur Eröffnung spricht Dr. habil Jens Soentgen, Scientific Director vom Wissenschaftszentrum Umwelt der Universität Augsburg. Er referiert über den Sand aus naturwissenschaftlicher und philosophischer Perspektive, und kommt dann zu den ökologischen Aspekten, die auch für die Arbeiten von Stefanie Zoche sehr wichtig sind.

 Einladung
 Pressemitteilung